Pilgern und Wallfahren entlang der Romantischen Straße
Auf besinnlichen Wegen
Die „Romantik“ im Namen der beliebtesten Ferienstraße Deutschlands zieht sich nicht nur durch die vielseitige Natur – sie schlummert auch in den zahlreichen Kirchen und Kapellen abseits der ausgeschilderten Wander- und Radwege.
Unter freiem Himmel begegnet man nicht nur den typischen Ausflüglern, sondern auch Pilgern auf ihren Wallfahrten. Dies kann man auf zwei verschiedene Weisen betreiben: Streng religiös ist die Wallfahrt eine Wanderung, die für das eigene Seelenheil unternommen wird. Zugleich ist es aber auch ein gemeinsames und geselliges Unterwegs-Sein. Besonders schöne Möglichkeiten für solche Touren bieten sich in Deutschland entlang der Romantischen Straße, der beliebtesten Ferienstraße der Bundesrepublik, die sich über 500 Kilometer durch den Süden schlängelt. Auf ihren faszinierenden Wanderwegen gibt es auch viele historische Kapellen und Kirchen – und ein Ausflug zu diesen lohnt sich nicht nur für gottesfürchtige Menschen, sondern auch für Natur- und Kulturfreunde.
Pilgern von Nord nach Süd
Die Wanderschaft beginnt in Würzburg mit dem Käppele. Dieses Marien-Heiligtum wurde vor rund 250 Jahren zu Ehren der Mutter Gottes auf dem Nikolausberg errichtet und thront über der historischen Stadt. Der Ausblick von hier ist unvergesslich. Auch Brautpaare, die auf der Suche nach der richtigen Hochzeitskulisse sind, sollten sich hier einmal genauer umsehen.
Etwas weiter südlich in Dittwar bei Tauberbischofsheim findet man das Kreuzhölzle, eine Kapelle, die 1683 eingeweiht wurde. Die Legende über diesen Ort besagt, dass ein taubstummes Mädchen beim Holzsammeln Figuren von Maria und Josef gefunden haben soll. An der Fundstelle wurde zunächst ein Altar und später eine Kirche errichtet, zu der vom Ort aus ein Kreuzweg führt.
In etwa 40 km Entfernung grüßt den neugierigen Spaziergänger vom Lauderbacher Bergwald bei Weikersheim die altehrwürdige Wallfahrtskirche Zur Schmerzensmutter. Seit über 700 Jahren ist sie bei Pilgern, Ausflüglern und Wanderern beliebt. Aber auch für Kunstliebhaber ist sie wegen der Flügelaltäre der sogenannten Dürer-Renaissance und der Anbetungsgruppe der Hl. Drei Könige aus der Werkstatt Tillmann Riemenschneiders ein hoch interessantes Ziel.
Ähnlich prachtvoll ist auch die spätbarocke Kirche im knapp 140 km weiter südlich gelegenen Donauwörth. An sie schmiegt sich eine imposante Klosteranlage mit Stuckausstattung im Stil von Franz Schmuzer. In der dortigen Wallfahrtskirche Heilig Kreuz, genauer in ihrer Gruftkapelle, liegen Originalpartikel des Kreuzes Jesu, die wohl im Jahre 1013 aus Konstantinopel dorthin gebracht wurden.
Begibt man sich ein weiteres Stück gen Süden und folgt nochmals dem Ruf einer Großstadt, landet man in Augsburg. Reisende werden mitten im Herzen der Stadt nicht nur von der erhabenen Kathedrale St. Peter am Perlach begrüßt, einer der ältesten Kirchen entlang der Romantischen Straße, sondern auch vom Wallfahrtsort Maria Vesperbild. Diese Kirche wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut und erfreut sich seitdem einer ungebrochenen Beliebtheit unter Pilgern.
In unmittelbarer Nähe zu Augsburg, in Friedberg, befindet sich die Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Auch sie fasziniert seine Besucher mit zauberhaftem Stuck.
Etwa eine Autostunde südlich und fernab der Großstadt findet der Ruhesuchende in Schongau mit Mariä Himmelfahrt ein weiteres besinnliches Plätzchen. Die Kirche steht auf den Fundamenten eines romanischen und gotischen Vorgängerbaus und ist ganz dem Leben Mariens gewidmet.
Noch ein Stückchen verlassener, in Steingaden, lädt die Rokoko-Wallfahrtskirche Zum Gegeißelten Heiland auf der Wies zum Gebet ein. Seit 1983 besitzt die besser als Wieskirche bekannte Stätte den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Sie wurde 1774 erbaut und beheimatet eine besonders detaillierte Figur des leidenden Christus.
Die letzte spirituell inspirierte Rast entlang der Romantischen Straße kann man in St. Coloman bei Schwangau einlegen. Errichtet wurde diese Stätte zu Ehren des später heiliggesprochenen irischen Pilgers Coloman. Vor allem während des Dreißigjährigen Krieges war sie ein beliebtes Ziel für Schutz- und Trostsuchende.
Im Süden pilgern
Eines wird ob der zahlreichen heiligen Mauern deutlich sichtbar: Man muss für sein Seelenheil nicht gleich nach Rom fahren. In Deutschland gibt es ebenso wunderschöne Wallfahrtsziele, die nicht nur den streng christlichen Besuchern viel Faszinierendes und Besinnliches zu bieten haben. Inspirationen für weitere Ausflugsziele sowie Angebote findet man auf der offiziellen Website www.romantischestrasse.de.
Autor: bfs
Bilder: Romantische Straße
Seit 1983 gilt die Wieskirche als UNESCO-Weltkulturerbe. | |
Der Wallfahrtsort in Schongau ist ganz dem Leben Mariens gewidmet. | |
Das Innenleben der Wieskirche ist besonders eindrucksvoll. |